Satzungsgemäß berichtet der Vorstand über die Gemeindetätigkeit in den Mitgliederversammlungen.
Anbei finden Sie den Plan des Berichtes vom 13.12.2020.
Liebe Gemeindemitglieder,
leider müssen wir in diesem Jahr von der gewöhnlichen Mitgliederversammlung mit mündlichen Berichten der Repräsentantenversammlung und des Vorstandes sowie dem Bericht der Revisionskommission verzichten. Stattdessen versenden wir beide Berichte an alle Familien von stimmberechtigten Mitgliedern per Post mit der Bitte, den beiliegenden Zettel auszufüllen und an uns im vorfrankierten Umschlag zurück zu senden.
Wir trauern uns um die seit der letzten Mitgliederversammlung verstorbenen Mitglieder (13 Namen).
Religiöse Arbeit
Das Jahr 2020 ist ein besonderes Jahr nicht nur für unsere Gemeinde, sondern für die gesamte Welt: die COVID19-Pandemie hat überall enorme Schaden verursacht, Hunderttausende Menschenleben gekostet, bei allen Menschen und Organisationen alles durcheinandergebracht und schlägt weiterhin zu. Und unsere Gemeinde ist keine Ausnahme: nach Chanukka 5780 im Dezember letzten Jahres haben wir nur das Purim-Fest 5780 Anfang März noch feiern könnten. Danach kam das erste Lockdown Ende März 2020. Die traditionelle Pessach-Sederim müssten abgesagt werden, genauso wie später eigentlich alle Feiertage, Gedenkveranstaltungen und große Events.
Wir haben stets versucht, das Gemeindeleben den Umständen anzupassen und wo möglich dagegen zusteuern. Vor Beginn des Pessach-Festes haben wir zwei virtuelle Sederim auf Russisch und Deutsch organisiert und Pessach-Pakete an die Familien verteilt, die in den letzten Jahren die Sederim besucht haben. Auch zum ausgefallenen Schawuot haben wir Schawuot-Pakete an die Mitglieder des Frauenbundes verteilt. In allen Paketen waren nicht nur für das jeweilige Fest typische Gerichte, sondern auch Gemeindemagazine bzw. Briefe von unserem Rabbiner Elischa Portnoy mit Gratulationen und Erklärungen zum Fest.
Trotz der fortgesetzten Pandemie haben wir geschafft, Rosch Haschana 5781 sowie Jom Kippur, Sukkot und Simchat Tora in diesem Jahr – obwohl eingeschränkt – zu feiern. Um allen Mitgliedern Gelegenheit zu geben, am Rosch Haschana und Jom Kippur dabei zu sein, haben wir große Räume in der Stadt gemietet: für Rosch Haschana – den großen Festsaal der Stadt Halle und für Jom Kippur – den Kulturtreff Halle-Neustadt. Somit könnten wir bei einigen G-ttesdiensten mehr als 60 Betenden gleichzeitig empfangen. In der Synagoge gibt es seit den 8. Mai 2020 Teilnehmerzahlbegrenzung für maximal 19 Personen. Wir könnten leider keine Kidduschim und keine Festmahlzeiten am Rosch Haschana organisieren. Hier haben wir ebenfalls Rosch-Haschana-Pakete an alle Familien vorab verteilt. Allgemein haben wir vor Schabbatot kleine selbstgebackene Challot und Wein oder Saft an die Mitglieder des Minjans ausgegeben.
Auch zum Chanukka-Fest haben wir Chanukka-Pakete mit Chanukkijot verteilt und Chanukkakerzen gezündet. Die jährliche Chanukka-Party blieb leider aus.
In diesem Jahr gab es zwei Bar-Mizwot – auch unter Einfluss der Pandemiekrise mit Auflagen und nicht in der Synagoge. Wir hoffen trotzdem, dass junge Bar-Mitzwot und deren Familien diese wichtigen Tage beim guten sonnigen Wetter im Gemeindehof genossen haben.
Weiterhin finden unter Leitung des Gemeinderabbiners oder Rebbezin Zoom-Unterrichtsstunden für Bar-Mizwa Kinder und kleine Kinder statt.
Öffentlichkeits- und Politikarbeit
Terroranschlag auf die hallesche Synagoge
Das ganze Jahr war von verschiedenen Ergebnissen des Jom-Kippur-Terroranschlags vom 09.10.2019 sehr geprägt. Das enorme Presse- und Politikinteresse zu unserer Gemeinde hat die Arbeit zusätzlich erschwert. Von der anderen Seite hat dieses Interesse neue Möglichkeiten eröffnet, die Bekämpfung vom Antisemitismus effektiver zu gestalten indem die Gemeindestimme viel mehr als in der Vergangenheit gehört wurde. Dabei ging es nicht nur um klassischen rechtsradikalen Antisemitismus, sondern auch um linken und islamistischen Antisemitismus sowie den Israelhass. Wir haben stets betont, dass die Rechts- und Linksextremisten sowie die Islamisten im Antisemitismus und im Israelhass stets einen gemeinsamen Nenner finden.
Am 09.10.2020 jährte sich der Anschlag zum ersten Mal. Das Land und die Stadt haben mehrere Gedenkveranstaltungen aus diesem Anlass organisiert. Auch viele gesellschaftliche Organisationen, darunter auch unsere Gemeinde, beteiligten sich an den unterschiedlichen Programmen. Im Synagogenhof haben wir das neue Denkmal für Opfer und Überlebenden des Anschlags eingeweiht. Die Idee dieses Denkmals kam von jünger Künstlerin Lidia Edel die noch als Kind mit der Gemeinde stark verbunden gewesen ist. Das gesamte Team der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter der Gemeinde half Lidia bei der Umsetzung dieses Projektes.
Auch am 09.10.2020 haben wir das große Buch zur Erinnerung an Opfer des Anschlags präsentiert. In diesem Buch sind Briefe, E-Mails, Geschenke, Postkarten und Fotos gesammelt, die die Jüdische Gemeinde nach dem Anschlag bekommen hat. Auch für die Erstellung dieses Buches bedanken wir uns bei den Mitarbeitern der Gemeinde.
Im Laufe dieses Jahres sind sehr schwierige Verhandlungen mit der Landesregierung bzgl. der neuen Zusatzvereinbarung über die Sicherheit der jüdischen Gemeinden im Land Sachsen-Anhalt gelaufen. Am Anfang haben Gemeinden unter der Leitung des Landesverbandes mit dem Innenministerium verhandelt. Leider sind wir in einigen sehr wichtigen Punkten zu keiner vernünftigen Lösung gekommen. Nur nachdem der Ministerpräsident unseres Bundeslandes Dr. Haseloff die Zusatzvereinbarung zur Chefsache erklärt hat und Verhandlungen anstatt nur mit dem Innenministerium auch mit der Staatskanzlei unter Koordination des Beauftragten gegen Antisemitismus und für das jüdische Leben Dr. Schneiß eigentlich vom Anfang an begonnen wurden, haben wir zu einer sehr guten Lösung gekommen: nicht nur eine Zusatzvereinbarung für die Jahre 2020 und 2021 am 6. Oktober 2020 in Halle unterzeichnet wurde, sondern darüber hinaus noch der neue Staatsvertrag in Form eines Landesgesetzes ausgehandelt wurde. Dieses Landesgesetz sollte demnächst in Kraft treten. Wir können jetzt sagen, dass die Gemeindeleitung mit der Umsetzung einer neuen Sicherheitskonzept endlich beginnen wird.
Trotz der Pandemiekrise gibt es in der Synagoge weiterhin Führungen für Schulklassen und andere Gruppen. Gleich nach dem Terroranschlag stieg das Interesse zu den Synagogenführungen enorm. Die Repräsentantenversammlung sah sich gezwungen, die Regeln für die Führungen zu aktualisieren. Insgesamt muss man feststellen, dass angesichts zwei Lockdowns innerhalb dieses Jahres müsste sich die Repräsentanz einige Male Regelungen über die Gemeindearbeit anpassen. Über diese Regelungen und Anpassungen haben wir Gemeindemitglieder über Newsletters und über unsere Homepage stets informiert.
Kinder-, Jugend- und Familienarbeit
Leider müssten wir in diesem Jahr das klassische Sommermachane in Bulgarien absagen. Stattdessen haben wir gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde Chemnitz, dem Verein JEWIG und dem Bund Traditioneller Juden in Deutschland ein einwöchiges Stadt-Machane in Chemnitz organisiert. Aus Halle nahmen 15 Kinder an diesem Machane teil.
Das Wintermachane für Gemeinden aus Sachsen-Anhalt und Sachsen fand in Dessau statt. Dort war Kindergruppe aus Halle wie immer die größte: 9 Kinder nahmen am Machane teil.
Wir haben nach dem Lockdown im Frühling dieses Jahres die Kinderaktivitäten im Gemeindehof wieder aufgenommen. Mit dem neuen Lockdown im November müssten wir erneut alles über Zoom laufen lassen.
Auch die Israelbildungsreise für Familien mit Kindern im Oktober müsste abgesagt werden.
Arbeit mit Erwachsenen
Am meisten hat die Senioren- und Erwachsenenarbeit wegen Pandemie gelitten: fast alles, was die Gemeinde in der Vergangenheit organisiert hat müssten wir absagen bzw. eine Notlösung suchen.
Unter anderen müssten wir den traditionellen Seniorenschabbaton Anfang Juni absagen.
Die Bibliothek wurde geschlossen, die Sprechstunden abgesagt. Stattdessen könnte man nach voriger Anmeldung einzeln die Bibliothek besuchen und Bücher auswählen.
Die Sprechstunden in der Sozialabteilung wurden ebenfalls abgesagt. Die Termine sollten vorteilshaft fernmündlich durchgeführt werden. Wenn es nicht möglich war hat man ein persönliches Treffen vereinbart und das Gespräch nach Möglichkeit im Gemeindehof durchgeführt. Auf jeden Fall galten im Gemeindehaus eine Mund- und Nasenschutz sowie Abstandspflicht.
Gleich nach Beginn des ersten Lockdowns haben wir mit dem Lebensmittel-Bringservice für Senioren gestartet.
Für Senioren haben wir noch vor Beginn der Pandemiekrise zum Tu BiSchwat Fest eine Veranstaltung mit 30 Teilnehmern organisiert. Anfang September haben wir ein Schiff gemietet und eine Saale-Schifffahrt beim sehr guten Wetter durchgeführt.
Auch für Senioren laufen einige Aktivitäten online: regelmäßig liefen Treffens des Klubs Schalom, Tablet-Unterricht und vor kurzem auch Deutschunterricht über Skype oder Zoom.
Instandhaltungsmaßnamen
Wir haben in diesem Jahr die im vergangenen Jahr begonnene Instandhaltungsmaßnahme im Gemeindezentrum abgeschlossen. Leider müssen wir angesichts der geänderten Sicherheitsauflagen einige Arbeiten jetzt zusätzlich ausführen oder bestimmte neue Teile ersetzen. Das Instandhaltungsprojekt hat noch vor dem Terroranschlag begonnen und man könnte diese Änderungen nicht voraussehen.
Mit Bau und Einweihung des neuen Denkmals „Neun-Zehn-Neunzehn“ im Synagogenhof wurden einige Arbeiten im Außenbereich des Synagogengebäudes durchgeführt: die Wege, die Mauer, das Rasen in Ordnung gebracht.
Mitgliederstatistik (Stand 29.11.2020)
In der Gemeinde gibt es 520 Mitglieder.
- Wohnorte:
- Halle – 428
- Saalekreis (einschl. Merseburg und Bad Dürrenberg) – 79
- Restliche Orte Sachsen-Anhalt – 13
- Altersstruktur:
- Älter als 90 8 – 1,6%
- Zwischen 80 und 89 85 – 16,3%
- Zwischen 70 und 79 90 – 17,3%
- Zwischen 50 und 69 146 – 28,1%
- Zwischen 30 und 49 85 – 16,3%
- Zwischen 18 und 29 51 – 9,8%
- Bis 18 55 – 10,6%
- Geschlechtsstruktur
- Damen – 262
- Herren – 203
- Kinder – 55
- Geburtsorte (mit mindestens 20 Mittelgliedern)
- Halle – 51
- Kiew – 34
- Dnipro – 34
- Charkow – 27
- Moskau – 24
- Odessa – 23
- Baku/Quba – 22
Gemeindefinanzen
Die Jahresbilanz für das Haushaltsjahr 2019 wurde durch Fa. Fuchs & Partner ETL GmbH aus Halle erstellt und vom Wirtschafsprüfer Herrn K. Dieterichs aus Bremen geprüft. Anbei sind einige Zahlen zum Haushaltsjahr 2019:
Anlagevermögen 860 T€ (Vorjahr – 813 T€)
AKTIVA Insgesamt 2.039 T€ (Vorjahr – 1.304 T€) – die Erhöhung resultiert sich aus dem Immobilienverkauf
Einnahmen 1.489 T€, davon
Landesmittel 2019 und Vorjahre 501 T€
Mieteinnahmen 143 T€
Mitgliedsbeiträge 7 T€
Hausverkauf 630 T€
Projektfinanzierung ZRDJ 100 T€
Spenden 16 T€
Aufwendungen 800 T€, davon
Verwaltungskosten 44 T€
Haupttätigkeit, einschl. Immobilien 499 T€
Reise & Verpfl. Kosten 9 T€
Jahresergebnis +689 T€
Repräsentantenversammlung
Die Repräsentantenversammlung hat nach dem Frühling-Lockdown alle Sitzungen als Online Zoom-Meetings durchgeführt. Es gab insgesamt 5 Sitzungen im Jahre 2019 und 9 im Jahre 2020 (3 Sitzungen und 6 Zoom-Meetings).
Pläne für das Haushaltsjahr 2021
Wir hoffen alle, dass die Lage mit der Pandemie sich entspannen und das normale Gemeindeleben wieder möglich sein wird. Unter Voraussetzung, dass die Situation sich normalisiert, haben wir folgende Aktivitäten für das Jahr 2021 vorläufig geplant bzw. werden folgende Events begehen:
- Tu Bischwat – 28.01.2021
- Wintermachane für Kinder – 07.02.2021 bis 12.02.2021
- Purim-Fest – 25.02.201 und 26.02.2021
- Pessach-Fest – 27.03.2021 bis 04.04.2021
- Jom haSchoa – am 08.04.2021 und 09.04.2021
- Jom haZikaron – am 14.04.2021 und 15.04.2021
- Jom haAzmaut – am 15.04.2021 und 16.04.2021
- Lag baOmer – am 29.04.2021 und 30.04.2021
- Jom Jeruschalajim und Tag der Befreiung von Nationalsozialismus – am 09.05.2021 und 10.05.2021
- Schawuot – 16.05.2021 bis 18.05.2021
- Seniorenschabbaton in Friedrichsroda – 24.06.2021 bis 27.06.2021
- Sommermachane in Bulgarien – 22.07.2021 bis 05.08.2021
- Rosch haSchana – 06.09.2021 bis 08.09.2021
- Jom Kippur – 15.09.2021 und 16.09.2021
- Sukkot – 20.09.2021 bis 27.09.2021
- Schmeni Azereth – 27.09.2021 und 28.09.2021
- Simchat Tora – 28.09.2021 und 29.09.2021
- Israelbildungsreise für Familien mit Kindern – 24.10.2021 bis 31.10.2021
- Chanukka-Fest – 28.11.2021 bis 06.12.2021